Udo Quast im Fokus


"Brauchen erfahrene Obleute wie Quast"  |  24.Dezember 2013 von www.schiedsrichter-aktuell.de

Als sich die Versammelten zum zweiten Mal erhoben und lang anhaltenden Beifall spendeten, bekam Udo Quast feuchte Augen und war für einige Zeit sprachlos. Der ansonsten beredte Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses im Fußballkreis Minden stand am Montagabend beim weihnachtlichen Belehrungsabend der Vereinigung im Mittelpunkt der angesagten Ehrungen.


Immerhin 50 Jahre setzt sich der heute 73-Jährige für das Schiedsrichterwesen ein, zunächst als Aktiver bis hinauf zur 2. Liga als Linienrichter, dann als Beisitzer sowie 2. und 1. Lehrwart im Ausschuss, und seit Januar 1992 führt er die Mindener Schiris als Ausschuss-Vorsitzender.

Für den verhinderten Schiedsrichterausschuss-Vorsitzenden des westfälischen Verbandes angereist waren die Beisitzer Simone Horn aus Billerbeck und Torsten Werner aus Bielefeld, die Udo Quast (dem schon alle möglichen Auszeichnungen verliehen wurden) eine von Verbandspräsident Hermann Korfmacher unterzeichnete Ehrenurkunde überreichten. Torsten Werner skizzierte Quast als einen zielstrebigen Mann mit Prinzipien und viel Rechtsbewusstsein: “In vielen Kreisen rücken inzwischen jüngere nach, aber auf einen Obmann mit solcher Erfahrung können wir nicht verzichten.”


Zuvor hatte 1. Lehrwart Hans-Heinrich Rasche in seiner Laudatio das Wirken Quasts nachgezeichnet und ihm ein Präsent überreicht, ehe die Versammelten das erste Mal stehend Beifall zollten. Als dienstältester heimischer Schiedsrichter mit 54 Jahren (40 aktiv und 14 als Beobachter) überraschte der Quetzer Hans Schumann seinen langjährigen Ovenstädter Weggefährten mit einer 30 Jahre alten Flasche Wein. Zu den weiteren Gratulanten gehörten auch der im April zum neuen Kreisvorsitzenden gewählte Thomas Schickentanz, weitere Mitglieder des Kreisvorstands und Funktionsträger sowie Schiedsrichter-Vertreter der Kreise Lübbecke, Herford und Bielefeld.



Ausschuss-Vorsitzender Udo Quast blickt auf 50 Jahre als Fußball-Schiedsrichter zurück  | Ulrich Kuballa mt-online.de


"Einiges würde ich sicher anders angehen"

Petershagen (mt). Wenn Udo Quast das Wort ergreift, dann ist er kaum zu bremsen. So kennen ihn die Vereinsvertreter, wenn bei Arbeitstagungen des Mindener Fußballkreises der Schiedsrichter-Obmann ans Rednerpult tritt.
Viel zu erzählen hatte Udo Quast auch im MT-Interview mit Sportredakteur Ulrich Kuballa über seine 50 Jahre als Schiedsrichter. Für dieses halbe Jahrhundert wird er am kommenden Montag beim weihnachtlichen Belehrungsabend der Vereinigung besonders geehrt.

Haben Sie selbst aktiv Fußball gespielt?

Fußball war immer mein Hobby. Mein erster Verein war der SC Uchte. In meiner Lehrzeit habe ich da ab und zu in der Jugend gespielt. Samstags mussten wir ja noch ganztägig arbeiten.

Was hat Sie bewogen, Schiedsrichter zu werden?

1958 wurde ich Mitglied im TuS Ovenstädt und habe dort in der zweiten Mannschaft ab und zu gespielt. Dort haben mir die beiden Schiedsrichter Willi Büsching und Kurt Hanich diese Funktion so schmackhaft gemacht, dass ich zugestimmt habe.

Erinnern Sie sich noch an das allererste Spiel, das Sie geleitet haben?

Ja, das war am 10. November 1963 in Cammer auf dem damaligen Sportplatz am Walde. Ich war zum Spiel SV Cammer/Päpinghausen II gegen TuS Ovenstädt II am Platz, und der angesetzte Schiedsrichter fehlte. Der Platz war richtig aufgeweicht. Den Dreck haben wir uns nach dem Spiel dann nebenan am Graben abgewaschen.

Gab es besonders schöne oder ungewöhnliche Spiele, die Sie geleitet haben?

Im Herforder Jahnstadion habe ich viele besondere Einsätze gehabt. Unvergessen ist nach der Fusion vor ausverkauftem Haus das Spiel im April 1973 zwischen SC Herford und SC Verl, die neben SV Porta-Neesen noch aufsteigen konnten. Dann war da noch am 9. Dezember 1973 am bundesweit verkehrsfreien Sonntag das Landesliga-Spiel TuS Bexterhagen - SuS Lage. Mit dem Bus fuhr ich nach Minden, mit der Bundesbahn nach Herford, um dort umzusteigen nach Schötmar. Ein Behindertenfahrzeug mit Sondergenehmigung hat mich vom Bahnhof abgeholt und zurück zum Bahnhof Herford gebracht. Dann war da noch ein Spiel in Schloß Holte, als dort noch Ewald Lienen spielte, Mir standen dort gleich drei Assistenten zur Verfügung, weil einer eine Woche zu früh angereist war.

Haben Sie vielleicht auch manchmal überlegt, die Pfeife wieder an den Nagel zu hängen?

Nein, ich hatte mit meiner eigenen, überzeugenden Leistung keine Probleme. Diejenigen Spieler, die meckerten, konnten mich nicht überzeugen. Für deren Vereinsbrille muss man ja auch Verständnis zeigen.

Wie kam es zum Einstieg in die Arbeit im Schiedsrichter-Ausschuss des Kreises?

Höher leitende Schiedsrichter wurden in den Kreisen gern in den Schiedsrichter-Ausschuss aufgenommen, wenn Plätze frei wurden. Als Wilfried Schwier in die Verbandsspruchkammer berufen wurde, wurde am 7. Juli 1975 Reinhold Tiemeyer sein Nachfolger als KSA-Vorsitzender und dadurch ein Platz frei. Ich wurde von den Ausschussmitgliedern angesprochen und habe zugesagt, war zunächst Beisitzer und wurde später zweiter und dann erster Lehrwart.

War das Aufrücken zum Vorsitzenden im Jahr 1992 eine logische Folge?

Es war so, leider. Ich wäre gerne Lehrwart geblieben. Man hatte sich eingearbeitet. Die Mitglieder des KSA waren aber der Meinung: Einen neuen Lehrwart können wir ersetzen, aber Du Udo kannst den Vorsitz übernehmen. Wir haben keinen anderen mit so viel Erfahrung. Ich habe dann zugestimmt.

Sie haben bei Arbeitstagungen zahlreiche "Brandreden" gehalten. Aber genug Schiris gibt es auch heute nicht.

Sie fehlen in ganz Deutschland. Die 40- bis 60-Jährigen könnten noch gut als Schiedsrichter tätig werden. Die wollen aber nicht, spielen lieber im Altherrenbereich. Der junge Schiedsrichter unter 17 Jahren unterdessen hat es sehr schwer und hört meist wieder auf. Der bekommt keine Chance zum Lernen wie Jugendliche in ihren Spielen. Der wird von Trainern und Eltern angemacht.

Was können die heimischen Vereine tun?

Mit Betreuer und einem Paten können sie dazu beitragen, dass der junge Schiedsrichter weiter tätig bleibt. Der Pate muss ihn länger betreuen, helfen und fahren, mit uns arbeiten. Wir haben Vereine, die keine Paten stellen, die nicht mal merken, dass der Schiedsrichter nicht mehr antritt. Es gibt aber auch Vereine, die ihr Soll erfüllt haben und genügend Schiri stellen. Die haben daran gearbeitet. Die anderen machen für den Bestand zu wenig oder schicken uns Anwärter, die sie zum Pfeifen ihrer eigenen Spiele selbst nicht zulassen würden.

Unter den jungen Schiedsrichtern gibt es einige mit guten Perspektiven. Was ist da in den nächsten Jahren zu erwarten?

Das ist unterschiedlich. Wir hatten immer einen kleinen Bestand, den wir auf Verbandsebene melden konnten. Sehr gute, die eventuell in der Oberliga oder höher pfeifen könnten, sind rar. Mit jedem jungen Schiedsrichter versuchen wir das Beste zu machen. Der muss aber auch mitziehen, damit er die Bezirksliga oder höhere Klassen erreichen kann.

Würden Sie selbst noch einmal alles so machen wie in den letzten 50 Jahren?

Wer arbeitet, macht auch Fehler und sollte sich auch dadurch verbessern können. Man lernt immer dazu. Einiges würde ich sicherlich anders angehen als früher.

Wenn 2016 Neuwahlen anstehen, treten Sie dann noch einmal an?

Man beschäftigt sich ja selbst mit einem Nachfolger, wenn man dann einmal aufhören will. Es wird oftmals viel versprochen, aber die anfallende Arbeit überschätzt oder frühzeitig abgesagt. Der neue Vorsitzende sollte schon im KSA tätig gewesen sein. Genaues kann ich heute hierzu noch nicht sagen.

Zur Person
Privat: Geboren am 8. März 1940 in Vandsburg (Westpreußen), als Vierjähriger während der Kriegswirren mit den Eltern nach Jenhorst bei Uchte gekommen, Lehre als Bau- und möbelschreiner, in zweiter Ehe in Ovenstädt verheiratet, zwei Kinder, seit zehn Jahren Rentner.

Sportlich: Aktiver Fußballer bei SC Uchte und TuS Ovenstädt, Schiedsrichter-Prüfung am 27. Oktober 1963, Aufstieg bis in die Verbandsliga (1972) und als Linienrichter bis in die 2. Bundesliga (1975), am 7. Juli 1975 in den Kreisschiedsrichterausschuss als Beisitzer und Protokollführer, ab 1986 2. Lehrwart, ab 1987 1. Lehrwart und seit dem 14. Januar 1992 Vorsitzender.

Am 12. April 2022 endete nach 30 Jahren die Laufbahn als Vorsitzender der Schiedsrichter- Vereinigung des FLVW Kreis Minden.

Am gleichen Tag, auf dem Kreistag des FLVW Kreis Minden, in Minden im Victoria Hotel, wurde Udo Quast auf Vorschlag des Kreisvorsitzenden Thomas Schickentanz von den Delegierten der Vereine zum Ehrenvorsitzenden der Schiedsrichter-Vereinigung des FLVW Kreis Minden benannt.